Firma Dynamit Nobel - Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager

Vom 18.12.1942 bis zum 18.11.1943 waren in einer Baracke auf dem Firmengelände polnische Zwangsarbeiter*innen untergebracht. Ab dem Jahresende 1943 wurden die polnischen Zwangsarbeiter*innen durch 54 italienische Militärinternierte ersetzt

"In Saarwellingen unterhielt die Dynamit Nobel AG Troisdorf, die zu über 45% in der Hand der IG-Farben lag, seit 1910 ein Zweigwerk zur Herstellung von Sprengstoff für Bergbau und Industrie. Über die Muttergesellschaft bestand auch eine 65%-Beteiligung der IG-Farben an den Pfälzischen Pulverfabriken St. Ingbert. Die Firma verfügt heute noch über die Meldeunterlagen von 69 Zwangsarbeitern und Gefangenen. Vom 18.12.1942 bis zum 18.11.1943 waren in einer Baracke auf dem Firmengelände Polen untergebracht, die laut Angaben in der Kartei zu Verlade- und Reinigungsarbeiten eingesetzt waren. Sie müssen aber auch zu stark gesundheitsschädigenden Arbeiten in der A-Mühle (Salpetermühle, Rohstoffbereitung) gezwungen gewesen sein. Dies belegt der Fall eines polnischen Zwangsarbeiters, der sich aufgrund seines Gesundheitszustandes weigerte, in der Mühle zu arbeiten. Er wurde dem Arbeitsamt rücküberstellt. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt. Bei der Sprengstoffherstellung durften die Gefangenen wegen der Angst vor Sabotage und Diebstahl nicht eingesetzt werden. Ab dem Jahresende 1943 wurden die Polen durch 54 italienische Militärinternierte ersetzt, die aber wohl nicht im Werksgelände untergebracht waren. Ob das in der Nähe beim heutigen Forstamt gelegene, von 1936-1942/43 bestehende RAD-Lager zu ihrer Unterkunft diente, war nicht feststellbar. Von dem Lager sind die Reste der Toreinfahrt erhalten. Angesichts der näherrückenden Front wurden die italienischen Gefangenen am 30.11.1944 evakuiert. Interessant ist, dass einer der Hauptangeklagten im Nürnberger IG-Farben-Prozess, Fritz Gajewski, ehemals Vorstandsmitglied der IG-Farben und Aufsichtsratsmitglied der Dynamit Nobel AG Troisdorf, nach 1948 wieder als oberster Chef der Dynamit AG und als Vorsitzender des Beirates der Dynamit Nobel GmbH Saarwellingen fungieren durfte. 1953 erhielt er für seine besonderen Leistungen das Große Bundesverdienstkreuz."

Am Ende des Kriegs soll das Lager aus zwölf Wohnbaracken bestanden haben. Weiteren Einrichtungen befanden sich innerhalb des Werksgeländes, wie z.B. die Krankenbaracke. Nach Kriegsende dienten sie noch als Flüchtlingsunterkunft. Besucht man die Stätte heute, finden sich keinerlei Hinweise mehr auf das zwangsarbeiter- bzw. Kriegsgefangenenlager.

Verwendete Literatur:

  • Hermann Volk, Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Bd. 4 Saarland, Köln 1989, S. 126.

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