Missionshausstraße – Enteignung des Missionshaus durch die Nationalsozialisten

Bereits kurz nach der Rückgliederung des Saarlandes im Jahr 1935 wurde das katholische Missionshaus von den Nationalsozialisten scharf beobachtet. Im Frühjahr 1937 wurden die konfessionell geführten Schulen im Gau Saar-Pfalz in Gemeinschaftsschulen umgewandelt und standen so auch unter dem Einfluss des nationalsozialistischen Regimes.

„Am 31. Juli 1937 erfuhr die Bevölkerung durch einen Artikel in der Saarbrücker Zeitung in großer Schlagzeile von "Gemeinheiten des politischen Katholizismus", von dem "verbrecherischen Komplott geistlicher Staatsfeinde in St. Wendel", von " ... Ordenspriestern und Ordensschwestern in trauriger Verschwörung gegen den Staat". Das staatsfeindliche Treiben in den Klöstern und in den Orden sei bekannt, die Klosterschulen seien Brutstätten der politischen Jugendverderbnis. Man vermutete in den Kellerräumen des Missionshauses eine konspirative Druckerei. In St. Wendel wurden über zwanzig Personen verhaftet, drei aus dem Missionshaus, unter ihnen P. Rektor Backes. Zu einer Gerichtsverhandlung kam es nicht. Die Inhaftierten wurden nach und nach Wieder entlassen, die letzten fünf, auch der Rektor des Missionshauses, erst nach einem halben Jahr.“ (1)

Ab 1938 musste das Missionshaus immer wieder Räume für Soldaten zur Verfügung stellen. Ende August 1939 wurden dann der gesamte Südflügel und weitere Teile des Missionshauses beschlagnahmt.

Ein Erlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 9. November 1939 hatte die Folge, dass bis Ostern 1940 alle Missionsschulen schließen mussten. Diejenigen Schüler die nicht einfach ein anderes Gymnasium besuchen konnten, durften zunächst bleiben, aber auch für sie war der Unterricht im Herbst 1940 zu Ende. Einige Schüler lebten zwar noch kurze Zeit im Haus, wurden aber an einem Gymnasium in der Stadt unterrichtet.

Am 10. Januar 1941 kam schließlich die Gestapo und beschlagnahmte das Haus wegen „Staatsfeindlichkeit“. Alle noch Verbliebenen mussten ihre Sachen packen, wurden dem Gau verwiesen und wurden mit Bussen ins Missionspriesterseminar nach Bonn gebracht. Zurück blieben nur wenige Ordensbrüder, der Rektor des Missionshauses und der Internatsleiter, die von der Gestapo zwangsverpflichtet wurden.

Aus dem Internat im Missionshaus wurde eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NPEA oder Napolas) gemacht, in der junge Männer zur künftigen Führungsschicht des Deutschen Reiches heran gezogen werden sollten.

Als die amerikanischen Truppen im März 1945 näher rückten, flohen die Lehrer und Schüler der Napola. Auch der Sicherheitsdienst (SD), der kurze Zeit vorher im Missionshaus Quartier bezogen hatte, verließ St. Wendel noch zwei Tage bevor die amerikanischen Truppen am 19. März 1945 das Missionshaus erreichten. Da dort noch viele Symbole und Zeichen der Naziherrschaft zu sehen waren, begannen die amerikanischen Soldaten das vermeintliche Nazi-Eigentum rücksichtslos zu entfernen und zu vernichten. An dieser Plünderung beteiligten sich anscheinend auch Zwangsarbeiter*innen aus der ehemaligen Sowjetunion, die zuvor noch in einem Lager oberhalb der Wendalinuskapelle festgehalten wurden.

Nach dem Krieg ging das Missionshaus wieder an die Ordensbrüder über.  

Zitierte Literatur:

Verwendete Literatur und Quellen:

Ein Projekt des:

Kontakt

Stengelstraße 8
66117 Saarbrücken

Tel 0681-633 31
Fax 0681-633 44

Kooperationspartner:
Bildungspartner:
Gefördert von: