Imweilerstraße Oberthal – Erinnerung an Johann Becker

„In Oberthal, das damals zur Bürgermeisterei Alsweiler gehörte, entfielen bei der Kreistagswahl im November 1932 gerade einmal sieben Stimmen auf die NSDAP. Aber schon ein halbes Jahr später wurde im April 1933 eine Ortsgruppe der Nazi-Partei gegründet. Die ersten zwei Ortsgruppenleiter waren Karl Scheid (1933-1935) und Hermann Schuman (1935-1938). Nach der Saarabstimmung dauerte es nicht mehr lange, bis der Ort eine „Adolf-Hitler-Straße”, eine „Horst-Wessel-Straße”, eine „Hermann-Göring-Straße” und einen „Platz der deutschen Front” erhielt. Außer einer Handvoll mutiger Männer und Frauen regte sich auch in Oberthal sowohl vor der Abstimmung als auch danach so gut wie kein Widerstand gegen das Regime. Unter der Führung von Johann Becker (KPD) und Anna Becker kämpften Peter Schneider, Peter Längler und Johann Nagel gegen den drohenden Anschluss an Hitler-Deutschland. Sie wurden alle noch trotz der Geltung der Schutzperiode des „Römischen Abkommens” schon im Frühjahr 1935 verhaftet. Das schlimmste Schicksal ereilte Johann Becker. Samt seiner Familie wurde er in Oberthal diskriminiert, verfolgt, verspottet und bedroht und war seines Lebens nicht mehr sicher. Sein Versuch, über die Grenze nach Frankreich zu entkommen, misslang, worauf er sich vier Wochen im Wareswald zwischen Oberthal und Alsweiler versteckte, danach noch einige Wochen in Oberlinxweiler und Ottweiler. Dann setzte er sich mit dem Fahrrad nach Köln ab, stellte sich aber entmutigt und entnervt am 13. Juli 1936 einem Sondergericht in Hamm, das ihn zu einem Jahr und zehn Monaten Zuchthaus verurteilte. Nach Verbüßung der Strafe kam er allerdings nicht frei, sondern wurde nacheinander in den Konzentrationslagern Börgermoor, Buchenwald, Mauthausen und Dachau festgehalten und gequält. Er überlebte, kam aber schwer gezeichnet erst am 19. Mai 1945 nach Oberthal zurück. Er musste insgesamt ununterbrochen neun Jahre und sieben Monate im Gefängnis und verschiedenen Konzentrationslagern verbringen. Ab 1949 erhielt er eine kleine Wiedergutmachungsrente, wurde aber trotz Anerkennung als Opfer des Naziterrors in seinem Heimatdorf weiterhin diskriminiert. Erst 2008 wurde ihm auf Anregung des Landtagsabgeordneten Hermann Scharf (CDU) vor seinem Wohnhaus in der Imweilerstraße ein Denkmal errichtet. Weit zuvor hatte schon 1946 der Schriftsteller Ernst Wiechert unbemerkt von der Oberthaler Öffentlichkeit in seinem Roman „Der Totenwald” über das KZ Dachau Johann Becker ein bewegendes Denkmal als aufrechten und mitfühlenden Antifaschisten gesetzt.“

Zitierte Literatur:

Ein Projekt des:

Kontakt

Stengelstraße 8
66117 Saarbrücken

Tel 0681-633 31
Fax 0681-633 44

Kooperationspartner:
Bildungspartner:
Gefördert von: