Reichsstraße – Erinnerung an die Homosexuellenverfolgung

„In der NS-Zeit wurden ca. 100.000 homosexuelle Männer poli­zeilich erfasst, und es ergingen ca. 50.000 Urteile gem. §§ 175, 175b (‚Unzucht‘). Die geschätzte Zahl der Männer, die in KZs gesperrt wurden und den sog. Rosa Winkel tragen mussten, reicht von 5.000 bis 15.000 Personen; tausende verloren dort ihr Leben. Trotz neuerer Forschung gibt es keine genauen Zahlen über die Verfolgung lesbischer Frauen. Konsens ist aber, dass die §§ 175 nicht auf Frauen Anwendung fanden und sie quantitativ weniger von Repression betroffen waren als Männer, auch weil sie stärkerer sozialer und familiärer Kontrolle unterlagen. Ferner wurden Frau­en weniger als handelnde Subjekte ihres Lebens angesehen als homosexuelle Männer.

Für das Saarland bzw. das Saargebiet mangelt es immer noch an historischer Forschung zu diesem Themenfeld. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans erklärte im März 2021 gegenüber der Gruppe LSU/Saar (Lesben und Schwule in der Union), dass er sich dafür einsetzen werde, dass das Verbot von Benachteiligung wegen sexueller Orientierung in die Verfassung aufgenommen werden solle.

Seit einigen Jahren gibt es die Forderung von Bündnis 90/Die Grü­nen, der Gruppe LSU/Saar und des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD) an den Regionalverband bzw. die Landes­regierung nach Forschung und einem Gedenkort für diese Grup­pe. Ein Vorschlag war der Platz am Brunnen in der Obertorstraße. Als Ergebnis einer Fachtagung am 17.10.2018 wurde im Herbst 2020 vom saarländischen Ministerium für Bildung und Kultur ein wissenschaftliches Projekt ausgeschrieben mit dem Titel: „Erfor­schung der Homosexuellenverfolgung an der Saar 1933-1994“. Danach wurden zwei historisch ausgewiesene Personen mit der Bearbeitung des Themas beauftragt: Dr. Kirsten Plötz und Dr. Frédéric Stroh. Ca. 400 relevante Akten konnten bis Mai 2021 ausfindig gemacht werden, die Auskünfte erhoffen lassen.“

Zitierte Literatur:

  • Werner Brill, Politischer Stadtführer. Saarbrücken 1933 bis 1945. Saarbrücken 2021, S. 110.

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