Zwangsarbeiterunterkünfte der Stadt St. Ingbert

"Ab Oktober kamen zu den bisherigen Zwangsarbeitern in den Betrieben der Stadt noch 'Italienische Militärinternierte' hinzu. Ab dem Spätjahr 1944 stieg die Zahl der ausländischen Zwangsarbeiter in der Stadt wieder an. Die nahende Front hatte die Bauarbeiten an den Befestigungsanlagen des Westwalls noch einmal intensiviert. Vor allem sowjetische und polnische Zwangsarbeiter wurden zum 'Schanzen' herangezogen. In den Schulen der Stadt waren etwa 300 sowjetische Gefangene untergebracht. Ab November 1944 fluteten tageweise die Gefangenentransporte aus den geräumten französischen Gebieten durch die Straßen der Stadt. Das Elend dieser Transporte, die für viele ein Marsch in den Tod waren, erschossen von den Wachmannschaften 'wegen Fluchtversuchs', entkräftet und verhungert am Straßenrand liegengeblieben, hat sich so an vielen Orten des Saarlandes wiederholt. Über das Leiden der Schanzarbeiter berichtet ein Augenzeuge: 'Oft musste ich mit ansehen, wie die müden, abgearbeiteten sowjetischen Kriegsgefangenen von den deutschen Bewachern mit langen Peitschen zum schnelleren Gehen angetrieben wurden'. Unter dem 15.3.1945 meldet das Kriegstagebuch Jantzers: 'In dem Russenlager in der Pfarrgasse (Schulräume, H.V.) ist, wie durch Anschlag bekannt gemacht wurde, Flecktyphus ausgebrochen'. Tatsächlich sind - legt man die offizielle Liste der russischen Kriegstoten in St. Ingbert zugrunde - 213 aller bekannten sowjetischen Opfer Ende 1944/Anfang 1945 gestorben. Doch darf man diese Angaben nicht als repräsentativ werten. Noch zwei Tage vor der Befreiung der Stadt durch die Amerikaner ging man daran, die sowjetischen Kriegsgefangenen nach Neunkirchen abzutransportieren. Auch die Zwangsarbeiter sollten folgen. Doch kam es dazu nicht mehr. Am 20.3.1945 zogen die ersten amerikanischen Soldaten in St. Ingbert ein."

Zitierte Literatur:

  • Volk, Hermann, Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Bd. 4 Saarland, Köln 1989, S. 155f.

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