Auffanglager für Status-Quo Flüchtlinge in Saargemünd

Bis zur Saarabstimmung 1935 — und auch noch unmittelbar danach — flüchteten tausende Menschen aus dem Saargebiet nach Westen, um der Verfolgung durch das NS-Regime zu entkommen. Neben rassisch Verfolgten wie Jüdinnen und Juden waren dies vor allem politische Gegner*innen des Regimes und dessen Vertreter*innen an der Saar.

Die Masse der Flüchtlinge versuchte über die nahe Grenze nach Frankreich zu gelangen und entweder dort Zuflucht zu suchen, oder über Frankreich, Spanien und Portugal ganz aus Europa zu fliehen. Die französische Regierung und lokalen lothringischen Behörden waren mit dem Flüchtlingsstrom überfordert und ergriffen Maßnahmen zu seiner Kontrolle. Zu diesem Zweck entstanden eine Reihe von Lagern, in denen die Geflüchteten untergebracht werden sollten, bis weitere Schritte organisiert werden konnten. Neben Teterchen, Busendorf und Forbach, entstand auch in Saargemünd eines dieser Lager, welches vor allem für die Angehörigen der Status-Quo-Bewegung gedacht war, die im Vorfeld der Saarabstimmung für den Verbleib ihrer Heimat unter Verwaltung durch den Völkerbund geworben hatten. Hauptbeweggrund für dieses Engagement war die direkte politische und ethische Gegnerschaft zu Hitler und seiner NS-Ideologie.

Über 6000 Menschen hatten alleine bis 1935 das Saargebiet verlassen und gemäß einer durch die Nazis festgelegten Deadline kamen noch etliche tausend bis Mitte 1935 hinzu. In Frankreich befürchtete man, dass sich unter die Flüchtlinge Spion*inne mischen könnten, welche die streng geheime Maginot-Linie ausspionieren und sabotieren könnten, auf die man im Kriegsfall große Hoffnung setzte. Zudem kursierten Befürchtungen, dass der Arbeitsmarkt der ohnehin wirtschaftlich angeschlagenen Grenzregion durch die deutschen Flüchtlinge noch weiter strapaziert würde.

Verwendete Literatur:

  • Hermann Volk, Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Bd. 4 Saarland, Köln 1989, S. 36.
  • Gutachten des Stadtarchivs über die Status-Quo-Bewegung aus den 1960er Jahren, LEA-Akte Nr. 9786, Landesarchiv

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